Samstag, 13. April 2013

Der Feind wird zu Freund?


Ich hatte seit meinem Fortgang aus Trantridge nichts mehr von ihm gehört und war auch froh darüber. Gerade jetzt, wo ich doch solchen Kummer habe und nur einen schwachen Schock auf meine Gefühle zulassen kann, steht er vor mir. Doch er ist irgendwie anders, so erwachsen und beinahe geistlich gekleidet. Er scheint auch wie ausgewechselt. Als Priester, dessen einziger Wunsch es ist, die wahre Anschauung an andere weiterzureichen, fand ich ihn auf. Doch der kann mir viel erzählen... eine hundert achtzig Grad Wendung gibt es gar nicht. Vom Sündigen zum Heiligen? Niemals! Er redet irgendetwas von ihn aus der Fassung bringen und daran sei ich Schuld. In manchen Augenblicken fürchte er mich weit mehr, als ich ihn fürchten müsse. Dann sollte ich an einem "heiligen" Stein schwören ihn niemals in Versuchung zu führen. Das, da war ich mir sicher, würde sowieso niemals geschehen. Die nächsten Tage kam er zum Pachthof und gab zu, Schuld an meinem Zustand zu sein. Er zeigte wahre Reue, das hat mich wirklich bewegt. Doch dann fragte er mich: "Willst du meine Frau werden und mit mir gehen?" Ich liebe ihn doch aber nicht, sondern meinen weit fernen Mann. Doch er meinte, dass eine Heirat eine Heiligung für uns beide wäre. "Der gläubige Mann ist geheiligt durchs Weib und das ungläubige Weib ist geheiligt durch den Mann."
Er ließ nicht locker und kam auch die folgenden Tage über Wochen zu mir. Dann gab er das Predigen auf, wegen mir. Seine religiöse Besessenheit oder was immer es auch war, sei vorbei. Unser Wiedersehen habe eine so große Leidenschaft in ihm geweckt und führe ihn in Versuchung.
Ich sei die Ursache für seine Abtrünnigkeit, müsse mit ihm kommen und Angel für immer verlassen. Da sprudelte es aus mir heraus und ich schlug ihn mitten ins Gesicht, mit meinem Handschuh, so doll ich konnte!
"Denk daran, Mylady, ich war einst dein Meister! Und ich werde wieder dein Meister sein. Wenn du die Frau irgendeines Mannes bist, dann bist du meine! Du kennst mich noch nicht! Aber ich kenne Dich!“ Mit diesen Worten ging er und wolle am Nachmittag wieder kommen, um meine Antwort auf die bestimmte Frage abzuholen.
Hitzig schrieb ich einen Brief an Angel. Er soll mich vor meiner Versuchung beschützen, retten vor dem, was mir droht. Ich bin so verlassen ohne dich, oh Angel komm zurück. Ich liebe dich doch so. Ich bin noch immer dieselbe Frau, in die du dich verliebt hast - ja, noch genau dieselbe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen